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Multivitamine (2)

Stellungnahme zum Medienwirbel um Multivitamine
Thorne Research, Inc., einer der führenden Hersteller hypoallergener Orthomolekularia für den therapeutischen Einsatz in den USA, informierte Ärzte und Therapeuten mit Datum vom 17. Oktober 2011 mit dem folgenden Text über die Studie „Dietary supplements and mortality rate in older women. The Iowa Women's Health Study“ (1)

Eine kürzlich in den Archives of Internal Medicine publizierte Studie hat in der Öffentlichkeit Besorgnis über die Sicherheit von Nahrungsergänzungsmitteln hervorgerufen. Wir haben diese Studie sorgfältig durchgesehen und möchten unsere Analyse zugänglich machen zum besseren Verständnis des Studiendesigns und der Ergebnisse, um mögliche Ängste zu zerstreuen.

Das Studiendesign
Bei der Studie handelt es sich um eine Analyse der Daten, die von 38.772 postmenopausalen kaukasischen Frauen gesammelt wurden, die in die damals laufende Iowa Women’s Health Study aufgenommen waren. Das Datenmaterial basiert auf den Angaben eines Fragebogens, der erstmals 1986 an die Teilnehmerinnen ausgegeben wurde, zum zweiten Mal 1997 und zum dritten Mal 2004. Gefragt wurde nach Lebensgewohnheiten, Ernährung, Verwendung von Nahrungsergänzungen, Gewicht, Raucherstatus, HRT und zwei Erkrankungen, nämlich Diabetes und Herzleiden.

Obwohl die Studienteilnehmerinnen zur Einnahme von Supplementen befragt wurden, gibt die Studie keinerlei Hinweis darauf, wie viel von einem bestimmten Mikronährstoff eingenommen wurde, noch in welcher chemischen Form er eingenommen wurde (z.B. Picolinat oder Sulfat). Dazu kommt, dass die Frauen zwar gefragt wurden, ob sie ein "Multivitamin" einnehmen, aber was das ist, wird nicht definiert, d.h. der Gehalt an Mineralstoffen, Vitaminen und pflanzlichen Stoffen dessen, was die Studie „Multivitamin“ nennt, kann nicht festgestellt werden.

Schließlich wurde kein Versuch unternommen, die Genauigkeit der Antworten in den Fragebögen zu überprüfen, noch wurde eine der teilnehmenden Frauen gefragt, warum sie Supplemente nimmt, und es wurde auch kein Versuch gemacht, im Einzelfall die Auswirkung der Einnahme oder Nichteinnahme von Supplementen zu bestimmen.

Ein Mangel im Design, der zu berücksichtigen ist. Es ist allgemein bekannt, dass eine Person, bei der eine ernsthafte Erkrankung diagnostiziert wird, wie eine kardiovaskuläre Erkrankung oder ein Karzinom, in der Regel damit beginnt, Supplemente zu nehmen bzw. die bisherige Dosierung zu erhöhen. Wenn nun im Fragebogen angegeben wird, dass mit der Einnahme von Supplementen begonnen wurde bzw. die Einnahme erhöht wurde, und es in der Folge aufgrund der zugrundeliegenden Erkrankung zum Tod der Patientin kam, entsteht der Eindruck, dass der Tod mit der Einnahme des Supplements in Verbindung stehe. Ein so fehlerhaftes Szenario ist eine markante Schwachstelle im Studiendesign.

Die Studienergebnisse
Die Ergebnisse der Studienanalyse behaupten, es gebe ein leicht erhöhtes Risiko der Gesamtmortalität im Zusammenhang mit der Einnahme von Multivitaminen, Eisen und Kupfer. In Abwägung der Studienergebnisse ist allerdings zu betonen, dass die Iowa Women’s Health Study eine retrospektive Studie an bereits vorliegenden Daten ist. Es ist keine prospektive kontrollierte Interventionsstudie, d.h. es ist keine "klinische Studie",  in der die Teilnehmer eine spezielle Nahrungsergänzung bekamen gegenüber Plazebo und wo dann über einen bestimmten Zeitraum nicht nur die spezifischen Ergebnisse beobachtet werden, sondern auch die möglichen Faktoren, die zu diesen Ergebnissen geführt haben.

Natürlich kann man nur vermuten, dass die individuellen Umstände sich mit der Zeit änderten, es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine signifikante Anzahl der Frauen über die 18 Jahre die Einnahme von Supplementen geändert hat. Da es zudem keinen direkten Kontakt mit den Teilnehmerinnen gab (außer den per Mail zugesandten Fragebögen), mussten allgemeine Informationen rund um den Tod einzelner Teilnehmerinnen aus öffentlich zugänglichen Daten gewonnen werden. Es gab keine direkten medizinischen Untersuchungen dazu.

Was Eisen und Kupfer betrifft, ist seit Jahrzehnten bekannt, dass beide Metalle toxisch sein können, man denke nur an multisystemische Erkrankungen als Folge von Hämochromatose oder Morbus Wilson. Daher sollten ja postmenopausale Frauen, wie auch Männer, kein Eisensupplement nehmen, es sei denn bei diagnostizierter Anämie oder einem nachgewiesenen Mangel. Und zu guter Letzt sollten Eisen- und Kupfersupplemente konkurrenzierend zu Antioxidantien oder antioxidantienreichen Lebensmitteln genommen werden, um ein mögliches Ansteigen von oxidativem Stress zu verhindern. Alle diese Umstände weisen auf den Nutzen von Mikronährstoffsupplementen hin, wenn die Einnahme von Ärzten empfohlen und überwacht wird.

Was nun Multivitaminkombinationen angeht, bietet die Studie kein ausreichendes Datenmaterial, das einen seriösen Schluss auf den Einfluss der Supplemente auf die Mortalitätsrate zulassen würde. Das hängt damit zusammen, dass es tatsächlich tausende Multi-Kombinationen gibt, bestehend aus nur Vitaminen oder mit Mineralstoffen, Spurenelementen, auch Pflanzenstoffen, ganz zu schweigen von der unterschiedlichen Qualität, Wirksamkeit, Dosierung, Anwendungshinweisen etc.
Den ÄrztInnen und PatientInnen kann deshalb gesagt werden:
Methodik, Analytik und Ergebnisse dieser Studie haben große Schwächen. Retrospektive Analysen wie diese, in der Personen gebeten werden, ihre Ernährungsgewohnheiten und Supplementeinnahme über Jahre zurück aus der Erinnerung zu benennen, sind notorisch ungenau.

Die einzige zulässige Schlussfolgerung lautet daher, dass eine leichte, auf statistischen Assoziationen beruhende Verbindung gefunden wurde, die auf einem begrenzten Datenmaterial von fragwürdiger Verlässlichkeit basiert. Eine solche Assoziation spiegelt keine kausalen Zusammenhänge wider. Dem widersprechen die Autoren nicht, wenn sie in ihrer Studie festhalten: „Es ist nicht ratsam, eine kausale Aussage zu treffen über ein … Risiko aufgrund dieser Beobachtungsdaten.“ – Diesem Rat können wir nur zustimmen!
Nahrungssupplemente fördern, verbessern, unterstützen generell gute Gesundheit und Wohlbefinden, wenn sie von hochwertiger Qualität, von fachkundigen Ärzten empfohlen sind und für die richtige Indikation angewendet werden. Diese Aussage wird in keiner Weise durch die „Ergebnisse“ dieser jüngst publizierten Studie beeinträchtigt.

Alan Miller, ND
Robert Rountree, MD


Literaturhinweise
  1. Mursu J, Robien K, Harnack LJ, Park K, Jacobs DR Jr (2011) Dietary supplements and mortality rate in older women. The Iowa Women's Health Study. Arch Intern Med., 2011, 171(18):1625-1633. 


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